Die Bedeutung des Nacktseins im PEKiP

Bereits Jaroslav Koch (ein tschechischer Psychologe und Wegbereiter und Begründer des Prager Eltern-Kind-Programms PEKiP) hat in seinen wissenschaftlichen Untersuchungen herausgefunden, dass sich ein Baby ohne störende Kleidung und Windel öfter spontan bewegt und auch besser neue Bewegungen lernen und ausführen kann.

Neben den positiven Effekten auf die motorische Entwicklung des Kindes, ist auch die Wahrnehmungsförderung und Sinnesanregung beim Spielen ohne Kleidung bedeutsam für die kindliche Entwicklung. Die Haut als unser größtes Sinnesorgan liefert dem Kind vielfältige Informationen: über sich selbst, die Auflagepunkte auf der Matte, die Beschaffenheit des Materials, mit dem es sich beschäftigt oder auf dem es liegt, Wärme, Kälte, Berührungen von anderen Kinder, Haut-an-Haut-Kontakt mit den eigenen Eltern…

Körperkontakt und Bewegung sind grundlegende Bedürfnisse von Babys. Wenn Babys viele körperliche und sinnliche Erfahrungen machen können, wenn die Eltern sie streicheln, liebkosen und tragen, dann fühlen sich Babys wohl in ihrer Haut, fühlen sich geliebt – so wie sie sind! Bereits im 1. Lebensjahr können damit die Weichen gestellt werden für ein „Wohlfühlen im eigenen Körper“, ein gutes Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein.[1]

Auch wenn derzeit, durch das Ausfallen der Kurse, die Wärme des PEKiP-Raumes (ca. 24-26 Grad Celsius) wegfällt, müssen die Babys auf das Nacktsein nicht verzichten. Mit einfachen Mitteln können Sie sich auch für zu Hause ab und an eine warme Umgebung schaffen, die ein Spielen ohne Kleidung und Windel ermöglichen und trotzdem nicht die Heizkosten sprengt 😉

Einige Beispiele:

Bei jungen Kindern, die noch nicht mobil sind, eignet sich dafür sehr gut der Wickelplatz mit einem Heizstrahler ausgestattet. Ich selbst habe damals, als meine Kinder klein waren, diese Umgebung genützt für gemeinsame Körper- und Sinneserfahrungen – Wickelzeit als exklusive Eltern-Kind-Zeit!

Legt das Kind vor euch auf den Wickeltisch und streicht sanft mit der ganzflächigen Hand Brust, Bauch und Arme des Kindes – entweder parallele Bewegungen mit euren beiden Händen, oder nur mit einer Hand massieren, die andere Hand liegt neben dem Kind. Das Kind wird dabei zu Armbewegungen angeregt. (ca. 1.-3. Lebensmonat)

 

Auch das Badezimmer ist ein optimaler Ort. Es war unser kleinster Raum und nach einem angenehmen Bad auch schnell der Wärmste. Nützt hier die Zeit für gemeinsamen Haut-an-Haut-Kontakt.

Lehnt euch mit einem Handtuch oder Polster an den Badewannenrand und legt euer Baby in Bauchlage auf euren Oberkörper. Auf dem geneigten Oberkörper kann sich das Baby in Bauchlage abstützen und wird angeregt den Kopf zu heben. Oder aber es stemmt sich mit den Füßen gegen euren Schoß und macht reflektorische Kriechbewegungen. (ca. 1.-3. Lebensmonat)

Werden die Kinder mobiler eignet sich das Kinderzimmer ab und zu mit Heizstrahler aufzuheizen. Empfindliche Böden bitte mit Handtüchern oder abwaschbaren Matten auslegen (falls doch einmal etwas daneben geht ;-))

Bietet den Kindern hierbei im Spiel unterschiedlichste Materialerfahrungen – mit dem Körper indem die Babys auf verschiedenen Untergründen liegen. Oder vielseitiges Spielmaterial das sich von der Beschaffenheit unterschiedlich anfühlt (weich-hart, glatt-rau, kalt-warm…) in Bauch- oder Rückenlage anbieten und die Kinder mit Händen und Füßen greifen und erkunden lassen. (ca.4.-6. Lebensmonat)

[1] Nach Eva Steuber: Zur Bewegungsentwicklung im ersten Lebensjahr und der Bedeutung des Nacktseins im PEKiP (in PEKiP INFO Nr. 62)